Tag der Befreiung - Liberation Day

Gestern war der Tag der Befreiung von den Massenmörder*innen des nationalsozialistischen Terrorregimes, das von so vielen machtgierigen Menschen mitgetragen und geprägt worden war. Sich über andere Menschen erheben, ihnen ihr Menschsein absprechen, Macht ausüben über andere, endlich jemand sein, dazugehören, Beachtung und Lob bekommen von Leuten, die scheinbar wissen, was zu tun ist.

Ich musste daran denken, dass weltweit Nazis daran sind, ihr Gift, den Hass gegen alle, die sie als minderwertig, als lebensunwert bezeichnen, wieder öffentlich zu verbreiten.

Wir müssen die stoppen. Wir wissen alle, wohin es führt, wenn Hater das Regime übernehmen.*

Abends schaute ich mir den Film "Es war einmal in Deutschland" an. Sehenswert.

Thamiam, Cyrill Thamiam Nepomuk, Ainca Kira, Foto und Text, Writer, Photographer, Photography,

Und den ganzen Tag über bzw. schon die Tage zuvor begleitete mich die Erinnerung an Thamiams Abschiedszeremonie und daran, wie diese unsägliche, nach aussen ach so tolerante katholische Theologin es sich nicht nehmen liess, in einem ihrer ersten Sätze darauf hinzuweisen, dass Thamiam keinen Vater gehabt habe, während sie mit keinem Wort darauf einging, dass Thamiam zwei Mütter hatte, die ihn liebten. Zum einen hatte das Fehlen eines Vaters überhaupt keinen Zusammenhang mit seinem Tod und zum anderen trug sie massgeblich dazu bei, mich als lesbische Mutter in die Nichtexistenz zu verdammen. Als ob sein Tod und der schreiende Schmerz über seinen Verlust nicht schon genug gewesen wären.

Manchen Menschen wünsche ich einfach, dass sie zurücknehmen müssen, was sie aussenden. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist schon genug.

Thamiam, Cyrill Thamiam Nepomuk, Ainca Kira, Foto und Text, Writer, Photographer, Photography,

KZ Ravensbrück. Hier wurden lesbische Frauen, aufmüpfige Frauen, Frauen, die nicht mit den Nazis schrien, von den Nazis als liederlich und/oder arbeitsscheu verleumdete Frauen, Jüdinnen, Roma, Sinti eingesperrt, zur Sklavenarbeit gezwungen, vergewaltigt und ermordet.

Von Bundesarchiv, Bild 183-1985-0417-15 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5344825

* Auszug aus Wikipedia

Taten des Personals

Die SS-Gehilfinnen nahmen ihre Arbeit genau. Morgens ließen sie die Häftlinge auf dem Lagergelände antreten. „Beim Zählappell“, berichtet eine ehemalige Inhaftierte, „sind die Frauen in die Arbeitskolonnen eingeteilt worden. Und wenn sie dann zwei Stunden beim Zählappell standen in der Kälte, sind sie vor Schwäche umgefallen. Dann haben die Aufseherinnen die Hunde auf sie gehetzt. Und wenn die Frauen müde waren, wurden sie mit Stöcken geschlagen.“

Eine Inhaftierte erinnert sich: „Jedes Kommando hat eine Aufseherin gehabt. Die Irma Grese hab ich im Kräuter-Kommando kennengelernt. Da haben wir Brennnesseln gepflückt, und die Hände haben geblutet. Denn wir haben keine Handschuhe bekommen. Sie hat uns so hohe Körbe gegeben und mit ihrem Stiefel in den Korb hinein getreten. Für Körbe, die nicht voll waren, gab es Ohrfeigen links und rechts. Die Irma Grese war bildhübsch. Und sie war außergewöhnlich schlecht.“

Es herrschte eine komplexe Lagerordnung, gegen die die Häftlinge zwangsläufig verstoßen mussten. So konnten verdreckte Schuhe oder Hosen als Verstoß gelten. Solche geringfügigen „Vergehen“ – manchmal auch lediglich die Laune einer Aufseherin – konnten drakonische Strafen zur Folge haben: Prügelstrafe, also 25 oder 50 Peitschenhiebe auf das nackte Gesäß, Bunkerhaft, also Einsitzen im Lagergefängnis, zusätzlich verbunden mit Nahrungsentzug oder Dunkelhaft, sowie die Versetzung in den Strafblock, eine Art Strafkompanie innerhalb des Lagersystems, gehörten dazu.

Bereits mit der Lageraufnahme begann ein System der systematischen Erniedrigung. Das SS-Personal handelte gemäß dem System, das sie vertraten, in militärischer Präzision und Disziplin gepaart mit Willkür und Gewalt. Ihr Verhalten diente der Einschüchterung: Beleidigungen, Schreie und Flüche, Tritte und Schläge gehörten dazu. Die äußere Entstellung der Häftlinge durch die Rasur der Kopf- und Schamhaare sowie die Häftlingsuniformen waren ein nächster Schritt, um die Frauen ihrer sozialen und kulturellen Identität zu berauben. Gleichzeitig wurde mit dieser Prozedur eine Entweiblichung und Entmenschlichung angestrebt.[28] Farbige Zeichen und Buchstaben auf dieser Kleidung, stets durch das Rassenkriterium dominiert, entschied darüber, wie viel ein Gefangener „wert“ war. Ganz oben im „Wert“ standen die deutschsprachigen „Politischen“ und „Kriminellen“, in der Mitte die der so genannten slawischen Rasse Zugehörigen, weiter unten, hinter den „Asozialen“, die Jüdinnen sowie Sinti- und Roma-Frauen.[7] Es gab Personalakten, auf denen bei den Rubriken „Ursache der Verhaftung“, „Einweisende Behörde“ nur zwei Fragezeichen eingetragen waren und die belegen, dass die Willkür nicht erst hier für die Gefangenen begann.[28]

Neben willkürlichen Strafen und Gewalt war das Appellstehen ein maßgebliches Folterinstrument. Mehrmals täglich mussten die Frauen dazu antreten. Sie mussten bei Wind und Wetter im Freien stehen, ohne sich zu bewegen und zu reden, wurden dabei gezählt und von dort in Arbeitskommandos eingeteilt. Stundenlanges Appellstehen mit Nahrungsentzug setzte die SS auch als Kollektivstrafe ein.

Ehemalige Häftlinge, wie Irmgard Konrad zu der Frage warum die Wach-Frauen so grausam waren: „Sehen sie, ich habe zum Beispiel beobachtet, junge Aufseher, sie sahen gut aus, sie sahen nett aus, sie hatten gute Gesichter, sie waren gut angezogen und man spürte, sie kommen bestimmt aus einer gutbürgerlichen Familie. Und doch haben sie uns Häftlinge mit einer Grausamkeit behandelt, die man absolut nicht schildern kann. Es machte ihnen einfach Freude, es machte ihnen Spaß, Menschen zu töten, Menschen zu quälen. Wie konnten Menschen so werden?“

Nur ein Teil des KZ-Personals musste sich vor Gericht verantworten. „Was hätten wir denn tun sollen?“ fragten viele der einstigen Aufseherinnen, dort zu ihrer Schuld befragt, zurück. Kündigungsschreiben von ehemaligen Aufsehern belegen klar, dass es möglich war etwas zu tun.[54