Im Gedenken an Thamiam. Seit vier Monaten und neun Tagen - In Remembrance of Thamiam. As yesterday so today

Thamiam, Thamiam Kirchhofer, copyright, AincaArt, Ainca Kira, Foto und Text, Writer, Photographer, Photography
Thamiam, 04.08.2012; zum Vergrössern anklicken - click to enlarge the picture.

Gestern Abend habe ich mir einen liebevoll inszenierten Film angeschaut. "The Magic of Belle Isle" mit Morgan Freeman und Virginia Madsen in den Hauptrollen. Noch während der Abspann lief, hatte ich den Impuls dir zu schreiben und den Film zu empfehlen. Es war nicht möglich. Stundenlange Weinkrämpfe folgten, in denen ich zum Trost gleichzeitig unsere Mails und Briefe las. Als erstes fand ich meine zweitletzte Mail an dich. Damals, in der letzten Nacht deines Lebens schickte ich dir, dank J.‘s Desinformation ohne zu wissen wie schlimm es um dich stand „Seelemusig zum guet dur d Nacht ko“ (Seelenmusik, um gut durch die Nacht zu kommen). Von Chopin die Nocturnes 1- 10, 20 und 21 gespielt von Idil Biret.

Nach dem Film hörte ich die halbe Nacht Musik, die ich dir nahe gebracht hatte und die wir beide lieb(t)en: u.a. Daniel Hope mit Spheres von Einaudi. Nachdem wir am 26.04.2015 Daniel Hope und Karl Maria Brandauer in Bern im Zentrum Paul Klee gehört hatten, schriebst du am 20.05.2015: „I los immrno vill verschideni hope lieder uf youtube“. Also hörte ich, um dir in dieser Nacht nahe zu sein, diese und andere Stücke im Repeatmodus. Auch Sol Gabetta in diversen Aufnahmen, alleine und mit Hélène Grimaud.

Später träumte ich, wir seien auf einer Wanderung auf einen Berg. Es war ganz selbstverständlich, dass wir zusammen unterwegs waren. Wir sprachen und lachten miteinander und wunderten uns gar nicht, dass mitten im Sommer oben auf dem nicht so hohen Berg Kinder und Erwachsene auf einem zugefrorenen See Schlittschuh liefen oder daneben Ski und Snowboard fuhren. Etwas komisch wurde es erst, als wir wieder unten waren und deiner Gotte und deiner anderen Mama begegneten. Als die mich schnitten und verleugneten. Wie im Wachleben in den letzten paar Jahren und rund um deine Abschiedszeremonie. Aber es war nicht wirklich wichtig, im Vorbeigehen sagte ich ihnen, wir seien schon oben gewesen.

Sonst, im Alltag, erscheint das meiste unerheblich. Mir ist, als wate ich durch dickflüssigen Beton, der langsam härtet. Auch jetzt noch stehe ich wie in den ersten Tagen nach deinem Tod ab und zu vor der Kühlschranktür und weiss beim besten Willen nicht, wie ich sie öffnen muss. Oder vor einem Fenster. Muss ich den Griff nun nach links oder rechts drehen um es zu öffnen? Putzen? Unwichtig. Leute treffen? Ja, das wäre gut. Aber wie macht mensch das? Nur wenn ich merke, dass ich das Futter für Tirili vergass, stapfe ich nochmal los. Sie soll nicht darunter leiden. Selbstfürsorge? Was ist das?

Dear beloved Thamiam

Last night I was looking at a beautifully staged film. The Magic of Belle Isle with Morgan Freeman and Virginia Madsen in the lead roles. Yet while the closing credits ran, I had the impulse to write to you and recommend the film. It was not possible. Long crying fits followed, in which I also read our mails and letters as a consolation. First, I found my second to last E-mail to you. At that time, on the last night of your life I sent you, thanks to J's disinformation without knowing how bad it was to you "Soul music, to get well through the night", Chopin Nocturnes played by Idil Biret.

Then, after the film, half the night I heard music I had brought near to you, which we both love(d): such as Daniel Hope with spheres by Einaudi. After we had heard on the 26.04.2015 Daniel Hope and Karl Maria Brandauer in the Zentrum Paul Klee at Berne, you wrote on the 20.05.2015: " I still hear many different pieces from Hope on Youtube". So, to be close to you during this night, I heard these in the repeat mode till early in the morning. Amongst others Sol Gabetta in various recordings, alone and with Hélène Grimaud.

Later on I then dreamed, we were on a hike up a mountain. It was obvious that we were travelling together. We talked and laughed with each other and not wondered, that in the middle of the summer up on the not so high mountain children and adults on a frozen lake ran skate or drove ski and snow board next to it. Somewhat funny it became only, when we were back down and met your Godmother and your other Mama, who ignored and denied me as in the waking life in recent years and around your funeral ceremony. But it was not really important, in passing, I told them we were already up.

Otherwise, in everyday life, most things appear irrelevant. I feel as if I wade through thick-flowing concrete. Even now, as in the first days after your death, I sometimes stand in front of the refrigerator door and with all the will in the world do not know how to open it. Or in front of a window. Must I turn the handle to the left or right to open it? House cleaning? Unimportant. Meet other people? Yes, would be good. But but how do you do that? Only when I realize that I forgot the food for Tirili, I trudge through the mud and go to buy it. She should not suffer. Self-care? What is that?

Prayer