Syriza - willkommener Sündenbock

Angefangen hatte ich diesen Artikel zu Griechenland schon am 2. Juli. Jetzt, da die erste Hitzewelle dieses Sommers vorbei ist (und meine Wohnung nach den Hitzeferien des Staubsaugers gründlich geputzt) bin ich wieder denkfähig. Wie Menschen in südlicheren Gebieten es schaffen von Frühling bis Ende September bei Temperaturen von 35°C und mehr ihre Wirtschaft am laufen zu halten, finde ich bewunderungswürdig.

Damit zum Thema:

Ich habe es nicht so mit links-rechts-Politschubladen. Doch inzwischen überlege ich mir, ob das Geschrei der europäischen Politprominenz und der sie unterstützenden Massenmedien so gross wäre, wäre Syriza eine rechtsgerichtete Partei.

Und ich frage mich die ganze Zeit, wann endlich einE PolitikerIn ausspricht, was wir alle wissen: das Debakel in der EU und in Griechenland ist nicht von denen angerichtet worden, für die man heute den politischen Galgen errichtet. Weder Tsipras noch Varoufakis noch Tsakalotos waren vor Januar 2015 an der Macht und soviel wir wissen, haben sie auch keine Couverts mit Nötli drin erhalten dafür, dass sie jetzt den Kopf hinhalten sollen.

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Quelle: Wikipedia Commons

Vor ein paar Jahren zeigte Arte eine Dokumentation über die Beteiligung der Banken, z.B. Goldman Sachs an der Krise, die 2008 begann. Im Dokumentarfilm (s. Link) wird u.a. aufgezeigt, wie Griechenland mit "billigem" Geld überschwemmt wurde. Und wieviele der heutigen europäischen Finanzminister ehemalige Goldman Sachs - Manager sind! Das ist ebenso aufschlussreich wie die Tatsache, dass der trickreiche Schuldenverwalter Griechenlands, der bis 2012 im Amt war, ausgerechnet ein ehemaliger Goldman Sachs-Mitarbeiter war.

Noch ein wenig früher gab es in Deutschland einen "sozialdemokratischen" Bundeskanzler namens Schröder, unter dessen Ägide alles für die Wirtschaftsführer getan wurde, die man gleichzeitig auf dem Buckel zunächst der Ärmsten und später dann des Mittelstandes "aufbaute". Eine Politik, die unter Frau Merkel frischfröhlich weitergeführt wurde.

Die Senkung der deutschen Lohnkosten führte dazu, dass Deutschland mit einem Euro exportiert, der schwächer ist als die deutsche Wirtschaftskraft. Unter den massiven Exportüberschüssen wiederum leiden die südeuropäischen Länder und Frankreich, weil sie mit einem Euro importieren müssen, der für sie zu stark ist.

Und wie war das mit der Korruption in Griechenland? Nur ein Beispiel: je nach Quelle 13 oder 12 Siemens Manager und Angestellte sind in Athen angeklagt. Sie sollen dem Land durch jahrelange Bestechung politischer Entscheidungsträger einen Schaden von 2 Milliarden Euro zugefügt haben. Zur Korruption braucht es halt nicht nur jemanden, der die Hand aufhält, es braucht auch den, der Geld hineinlegt.

Eine interessante Überlegung las ich in der BaZ Kompakt vom 9.7.15 in einem Artikel von Jo Lang. Zitat: " Würde heute der Euro aufgegeben, müsste die neue D-Mark so massiv aufgewertet werden, dass der Export-Europameister in eine tiefe Depression fiele."

Nicht vergessen sollten wir in der ganzen Hetze gegen eine ach-so-pöööhse linke griechische Regierung, dass auch die Europäische Zentralbank Kredite an Griechenland - sprich die damalige PASOK - unter sehr fragwürdigen Bedingungen vergab, und dass die bisher gesprochenen sogenannten "Hilfspakete" an Griechenland gar nie beim griechischen Volk ankamen, sondern direkt in die Taschen der Gläubiger flossen.

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Quelle Bundesamt für Agentur

Ursprünglich wollte ich in meiner Analyse zurückgehen bis zum Zusammenbruch der ehemaligen Ostblockstaaten - nein, ich war auch keine Anhängerin der sozialen Marktwirtschaft kommunistischer Prägung-, der Auferstehung der Geier-Gier-Mentalität in der Folge mit Share-Holder-Value, Bereicherung einiger weniger und Massenentlassungen auf Kosten der Allgemeinheit und Langzeiterwerbslosigkeit, doch für heute muss das reichen.

 

 

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Ich bin des selbstgerechten Geschreis der linken Rechten bzw. der rechten Linken so satt: